Fieberkrämpfe
Fieberkrämpfe entwickeln sich bei Kindern im Alter von 6 Monaten bis 5 Jahren im Rahmen allgemeiner fiebriger Erkrankungen. Sie werden als spezielles Syndrom betrachtet, da die Anfälle nur unter Fieberprovokation auftreten. Die Prognose ist bei >95 % der Patienten günstig. Es kommt zum Sistieren der Anfallsaktivität nach dem 5. Lebensjahr. Das Risiko auf Entwicklung einer Epilepsie im späteren Leben beträgt etwa 3–4 %. Bei vielen Patienten mit Temporallappen-Epilepsie finden sich anamnestisch Fieberkrämpfe und bei etwa 25 % der Patienten lässt sich eine genetische Prädisposition zur Epilepsie eruieren.
Die Anfälle verlaufen zumeist tonisch-klonisch und bei etwa 15 % der Patienten rein fokal. Die Dauer der Anfälle ist stark divergent und beträgt zwischen 1–2 Minuten und bis zu 1 Stunde. Wegen der Gefahr der Entwicklung prolongierter Serien von Anfällen oder eines Status epilepticus und der damit verbundenen ungünstigeren Langzeitprognose stellen rezidivierende oder über eine Dauer von 5 Minuten protrahierte Fieberkrämpfe eine Notfallsituation mit Indikation zur sofortigen Behandlung dar.
Die Akuttherapie besteht in der sofortigen Applikation von 5 mg Diazepam als rektal applizierbare Lösung bei Kindern bis 10 kg Körpergewicht und von 10 mg Diazepam bei Kindern über 10 kg Körpergewicht. Alternativ können 5–10 mg Midazolam bukkal appliziert werden. Sistieren die Anfälle hierunter nicht, sollte nach spätestens 10 Minuten dieselbe Dosis wiederholt werden. Ein Fieberkrampfstatus sollte mit Phenobarbital (10 mg/kg Körpergewicht i. v.) über ca. 2 Minuten injiziert behandelt werden. Antipyretische Behandlungen z. B. mit Paracetamol oder Acetylsalicylsäure und Wadenwickeln sind nicht erfolgreich.
Eine antikonvulsive Dauerbehandlung ist bei einfachen Fieberkrämpfen nicht nötig. Zur Therapie von Anfallsrezidiven sollte Diazepam oder Midazolam als Lösung zu Hause vorrätig gehalten werden und von den Eltern des Kindes bei den ersten Anzeichen eines Fieberkrampfes appliziert werden. Eine antikonvulsive Dauerbehandlung für zunächst 2 Jahre ist bei Auftreten von komplizierten Fieberkrämpfen indiziert. Komplizierte Fieberkrämpfe liegen vor bei: einer Anfallsdauer von über 15 Minuten, nach Anfallsserien, nach einem Status epilepticus oder bei eindeutigen fokalen Hinweisen während des Anfalls oder postiktal in der Form herdneurologischer Defizite. Mittel der Wahl sind Valproinsäure (20–30 mg/kg) oder Phenobarbital (2–3 mg) mit Serumspiegeln nicht über 15 µg/ml.