Interessante Fälle
Autor/Institution
Prof. Dr. G. Kurlemann, Bereich Neuropädiatrie, Kinderklinik Münster
Vorgeschichte
15jähriges Mädchen. Vorgeschichte unauffällig. Keine familiäre Belastung für Epilepsie.
Vor einer Theateraufführung ereignete sich ein erster Grand mal Anfall.
Vorstellung in der Kinderklinik:
Der klinische Untersuchungsbefund knapp zwei Stunden nach dem Grand mal Anfall war unauffällig bis auf symmetrische periorbitale petechiale Hautblutungen.
Kommentar
Am ehesten im Rahmen der tonischen Anfallsphase eines epileptischen Anfalls kann die Blutstauung so groß sein, dass subkonjuktivale oder periorbitale petechiale Hauteinblutungen auftreten können. Diese wurden von Trousseau als „Forellenphänomen“ bezeichnet, wohl einem Vergleich mit der Musterung der Regenbogenforelle folgend.
Im vorliegenden Fall war die Diagnose des ersten eileptischen Grand mal Anfalles nicht schwer, da er von anderen beobachtet wurde.
Petechiale Blutungen – den Gesichts - , Hals – oder Brustbereich bevorzugend – können ein wichtiges Hinweiszeichen eines abgelaufenen epileptischen Anfalles sein. Besonders nach nächtlichen epileptischen Anfällen können periorbitale petechiale Einblutugen auf einen epileptischen Anfall hindeuten.
Rezidivierende Petechien können das einzige Indiz nächtlicher epileptischer Anfälle sein. Janz berichtet über ein 17jähriges Mädchen, das alle 4 Wochen einmal mit Blutungen über den Warzenfortsätzen und einer blutigen Zunge erwachte. Über einen längeren Zeitraum erfolgte der Versuch der differenzialdiagnostischen Abklärung eines Blutungsübels bis die Mutter des Mädchens einen nächtlichen eileptischen Anfall als Quelle der Einblutungen beobachtete.
Ein Forellenphänomen kann in der richtigen Zuordnung unklarer nächtlicher „Zustände“ hilfreich sein. Wegen der Flüchtigkeit des Forellenphänomens sollte häufiger nach diesem gefragt werden.
Bauer J, Güldenberg V., Elger CE. Das „Forellenphänomen“: Ein seltenes Symptom epileptischer Anfälle. Der Nervenarzt 1993, 64, 394 - 395
Janz D (1969) Die Epilepsien. Thieme Verlag Stuttgart