Inzidenz, Prävalenz, Ätiologie


Während epileptische Anfälle bei manchen Epilepsien das einzige oder überwiegend prädominante Krankheitsmerkmal sind, kommen epileptische Anfälle bei vielen Gehirnerkrankungen und Gehirnaffektionen als eines der möglichen Symptome vor. An dieser Stelle wird vor allem auf die erste Krankheitsgruppe eingegangen. Mit einer Prävalenz von 0,5–1 % in der Bevölkerung stellen Epilepsien nach den neurovaskulären Erkrankungen die zweithäufigste Gruppe neurologischer Erkrankungen dar. Die Inzidenz beträgt 5–12 Neuerkrankungen auf 10000 Personen/Jahr. Zehnmal so viele Personen erleiden jedoch einzelne oder sehr wenige epileptische Anfälle, ohne dass die Anfälle chronisch rezidivieren oder sich hieraus die Notwendigkeit einer medikamentösen Therapie ergibt.

Die Erstmanifestationsrate ist während der ersten beiden Lebensjahre hoch und fällt bis zum Ende der 2. Lebensdekade kontinuierlich ab. Sie steigt nach dem 40. Lebensjahr wieder deutlicher an und erreicht einen zweiten Höhepunkt ab der 6. Lebensdekade. Während die Epilepsiemanifestation in der Neugeborenen- und frühkindlichen Phase abnehmende Tendenz zeigt, ist bei den Epilepsien im Alter eine Zunahme zu verzeichnen.Die Epilepsie im Alter ist häufig auf Schlaganfälle, Gehirntumoren oder degnerative Gehirnerkrankungen zurückzuführen.

Idiopathisch fokale Epilepsien wie z. B. die Rolando-Epilepsie entstehen ganz überwiegend im frühen Schulkindesalter. Idiopathisch generalisierte Epilepsien zeigen charakteristische Manifestationsphasen während der Kindheit und des Jugendalters. Erstmanifestationen oberhalb des 20. Lebensjahres sind in dieser Gruppe selten. Epilepsien fokalen Ursprungs können sich in jedem Lebensalter neu manifestieren. Während im Kleinkindesalter Missbildungssyndrome, neurometabolische Erkrankungen und perinatal erworbene Hirnschädigungen die häufigsten Ursachen der Epilepsieentstehung sind, manifestieren sich Temporallappen-Epilepsien am ehesten zwischen dem 5. und 15. Lebensjahr.

Im 2. bis 5. Lebensjahrzehnt sind Trauma, Alkoholentzugsanfälle, infektiöse Ursachen und Neoplasmen die häufigsten Ursachen epileptischer Anfälle. In der 6. und höheren Lebensdekade sind Schlaganfälle für etwa drei Viertel der neu entstehenden Epilepsien verantwortlich. Das restliche Viertel teilt sich auf degenerative, entzündliche und metabolische Erkrankungen sowie seltene Ursachen auf.