Das Wichtigste über Levetiracetam
Zusammenfassung:
Levetiracetam ist eines der neueren Medikamente gegen Epilepsie.
Levetiracetam ist ein Medikament zur Behandlung von Herdanfällen (fokalen Anfällen) mit und ohne nachfolgende Generalisierung.
Levetiracetam ist allgemein sehr gut verträglich. Seltene Nebenwirkungen sind ein Schwächegefühl, Schwindel, Müdigkeit, depressive Verstimmtheit Depressionen, Nervosität.
Levetiracetam kann mit allen anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten kombiniert werden, wenn diese nicht ausreichen, um die Epilepsie zu kontrollieren. Neuerdings kann es auch als alleiniges Medikament zur Behandlung neu festgestellter Herdepilepsien verwendet werden.
Levetiracetam wird durch andere Medikamente nicht nennenswert in seiner Wirkung verändert und hat seinerseits keinen Einfluss auf andere Medikamente. Es ist daher für die Zusatzbehandlung besonders gut geeignet.
Die Wirkung der Antibabypille wird durch Levetiracetam nicht abgeschwächt, so dass eine andere Verhütungsmethode zusätzlich oder stattdessen nicht nötig ist.
In der Schwangerschaft liegen bisher über Levetiracetam noch nicht genügend Daten vor.
Die Dosis von Levetiracetam muss nur bei einer schweren Nierenerkrankung angepasst werden; ansonsten sind andere Krankeiten kein Grund, Levetiracetam nicht zu geben.
Unter welchem Namen ist Levetiracetam im Handel erhältlich?
Levetiracetam ist als Keppra® in Deutschland erhältlich.
Wie wirkt Levetiracetam?
Der Wirkmechanismus von Levetiracetam ist unbekannt. Tierexperimentell Untersuchungen und wissenschaftliche Studien sowie klinische Erfahrungen am Menschen belegen, dass es gegen Epilepsie sehr gut wirkt.
Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Levetiracetam behandeln?
Levetiracetam ist ein Medikament, das in der Behandlung herdförmiger Epilepsien gute Erfolge zeigt.
Es kann in Kombination mit einem anderen Medikament gegeben werden, wenn dieses nicht ausreicht, um die Anfälle zu kontrollieren. Als einziges Medikament (Monotherapie) ist es ebenfalls zur Behandlung neu festgestellter Epielpsien zugelassen.
Für wen ist Levetiracetam zugelassen?
Levetiracetam ist für Patienten ab 4 Jahren mit fokalen (von einem Herd ausgehenden) und sekundär generalisierten (Grand mal) Anfällen als Zusatzmedikament und als alleiniges Medikament bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 16 Jahren zugelassen. Levetiracetam kann mit allen anderen Medikamenten gegen Epilepsie gut kombiniert werden.
Wer darf nicht mit Levetiracetam behandelt werden?
Levetiracetam darf nur bei einer Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Levetiracetam oder einen der Hilfsstoffe in der Tablette nicht gegeben werden. Zudem sollte es derzeit bei Kindern unter 4 Jahren nicht gegeben werden.
Wie gut wirkt Levetiracetam?
Levetiracetam ist ein neues Medikament in der Epilepsie-Behandlung, daher ist die Langzeit-Erfahrung noch nicht so groß wie mit z.B. bei Valproinsäure oder Carbamazepin. Trotzdem kann man sagen, dass Levetiracetam in der Behandlung von Herdepilepsien sehr gute Erfolge zeigt. Bei Patienten, die mit den bisherigen Medikament(en) nicht anfallsfrei waren, führt Levetiracetam in 30-45% der Fälle zu einer Verringerung der Anfallshäufigkeit um mehr als 50%, etwa 5-10% dieser Patienten werden vollständig anfallsfrei.
Levetiracetam gibt es auch als Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslöung. Hierbei wird die gleiche Dosis wie bei der Behandlung mit Tabletten gegeben.
Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Levetiracetam?
Levetiracetam ist allgemein sehr gut verträglich.
Insgesamt selten werden als Nebenwirkungen Müdigkeit, Benommenheit, Schwindel, Kopfschmerzen, Gereiztheit oder Depressionen berichtet. Es kann zu Beschwerden des Magen-Darm-Traktes kommen. Ein Mangel an Blutkörperchen (weißen, roten und Blutplättchen zusammen) kann sehr selten auftreten.
Wie wird Levetiracetam aufdosiert?
Levetiracetam sollte langsam (innerhalb von 4 Wochen) aufdosiert werden.
Man beginnt mit 2 x 500 mg pro Tag und steigert alle 2 Wochen um diese Dosis bis auf 2 x 1500 mg/Tag. Gelegentlich kann auch höher dosiert werden.
Kinder ab 4 Jahren und Jugendliche mit weniger als 50 Kilo Körpergewicht erhalten 2 x 10 mg pro Kilo Körpergewicht pro Tag; die Dosis kann auf bis zu 2 x 30 mg pro Kilogramm pro Tag gesteigert werden.
Schon die Anfangsdosis von 2 x 500 mg ist jedoch wirksam, so dass die lange Aufdosierungsphase nicht zu einer Gefährdung des Patienten führt.
Welche Tagesdosen sind sinnvoll?
Wie bei den meisten Anti-Epilepsie-Medikamenten, wird auch bei Levetiracetam zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert.
Üblich sind 2 x 500 bis 2 x 1500 mg pro Tag, je nach Ansprechen auf das Medikament.
Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten)?
Levetiracetam hat keine bedeutsamen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, auch nicht mit anderen gegen Epilepsie.
Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?
Eine Kontrolle von Levetiracetam-Spiegeln im Blut ist nicht sinnvoll und wird nicht durchgeführt.
Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?
Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.
Levetiracetam ist ein Medikament, das in der Schwangerschaft noch nicht eindeutig beurteilt werden kann, da noch nicht genügend Schwangerschaftsverläufe untersucht sind, um endgültige Aussagen treffen zu können.
Insofern kann derzeit keine Empfehlung gegeben werden, Levetiracetam in der Schwangerschaft anderen Medikamenten vorzuziehen. Sofern eine Schwangerschaft geplant ist, sollte frühzeitig in einem Beratungsgespräch mit dem Neurologen abgeklärt werden, ob Levetiracetam unverzichtbar weiter gegeben werden muss.
Umstritten ist, ob die Einnahme von Folsäure (2,5-5 mg/Tag) einen zusätzlichen Schutz bietet und daher bei Frauen, die Levetiracetam während der Schwangerschaft nehmen, aktuell empfohlen werden sollte.
Muss man sonst noch etwas beachten?
Levetiracetam kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.
Hinweis:
Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.
Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.
Fachinformationen für Ärzte finden sich unter anderem unter:
Zusätzliche Informationen bietet die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.
Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel