Das Wichtigste über Sultiam
Zusammenfassung:
Sultiam ist ein Medikament dass überwiegend bei der Behandlung der Rolando-Epilepsie des Kindes- und Jugendalters angewendet wird.
Bei fokalen Epilepsien des Erwachsenenalters (aus einem Herd entspringende Anfälle) kann es als Reservepräparat in der Kombinationstherapie eingesetzt werden
Sultiam ist allgemein gut verträglich. Häufigere Nebenwirkungen sind Magenbeschwerden, Kribbeln in Händen, Füßen und Gesicht, beschleunigte Atmung, Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen, Doppelbilder, Schluckauf und Gewichtsverlust.
Sultiam kann zu einer allergischen Reaktion führen. Bei Auftreten von Fieber, Lymphknotenschwellungen, Halsschmerzen oder grippeartigen Beschwerden unter der Behandlung mit Sultiam oder Hautausschlag sollte unverzüglich der behandelnde Arzt aufgesucht werden.
Sultiam kann die Spiegel von Phenytoin und Lamotrigin im Blut erhöhen. Bei einer Begleitmedikation mit Primidon können die Nebenwirkungen von Sultiam verstärkt werden.
Während der Behandlung mit Sultiam sollte kein Alkohol getrunken werden.
In der Schwangerschaft und der Stillzeit darf Sultiam nicht angewendet werden.
Unter welchem Namen ist Sultiam im Handel erhältlich?
Sultiam ist als Ospolot® in Deutschland erhältlich.
Wie wirkt Sultiam?
Sultiam ist ein Medikament, das hauptsächlich die Erregungsleitung in Nervenzellen hemmt. Es wirkt über die Hemmung eines Enzyms in den Nervenzellen, der Carboanhydrase.
Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Sultiam behandeln?
Sultiam ist nur zur Behandlung der Rolando-Epilepsie bei Patienten zugelassen, bei denen ein anderes Medikament keinen Erfolg hatte.
Bei anderen Anwendungen, z.B. als Zusatzmedikament bei Herdepilepsien des Erwachsenenalters ist es mit individueller Absprache und Einverständnis des Patienten anwendbar.
Für wen ist Sultiam zugelassen?
Sultiam ist nur zur Behandlung bei Patienten mit Rolando-Epilepsie zugelassen. Eine Altersbeschränkung gibt es nicht.
Wer darf nicht mit Sultiam behandelt werden?
Sultiam darf bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Sultiam oder andere Sulfonamide oder gegen Hilfsstoffe des Arzneimittels nicht gegeben werden. Zudem sollte es nicht eingesetzt werden bei bekannter akuter Porphyrie, Schilddrüsenüberfunktion oder bekanntem Bluthochdruck.
Bei bestehender gestörter Nierenfunktion oder vorbestehenden psychiatrischen Erkrankungen sollte es ebenfalls nicht gegeben werden.
Wie gut wirkt Sultiam?
Sultiam kann bei der Behandlung der Rolando-Epilepsie bislang nicht anfallsfreie Patienten zufriedenstellend in der Anfallsfrequenz senken bzw. zur Anfallsfreiheit führen.
Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Sultiam?
Sultiam hat bei ca. 10% der Patienten Magenbeschwerden als Nebenwirkung. Kribbeln in Händen, Füßen und Gesicht, beschleunigte Atmung, Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen, Doppelbilder, Schluckauf und Gewichtsverlust, Herzenge und Appetitlosigkeit traten dosisabhängig auf.
Wie wird Sultiam bei der Erstbehandlung aufdosiert?
Sultiam kann schneller aufdosiert werden als die meisten anderen Mittel gegen Epilepsie. Die Dosis in der Dauerbehandlung beträgt 5-10 mg/kg Körpergewicht pro Tag. Diese Dosis kann schrittweise innerhalb einer Woche erreicht werden.
Welche Tagesdosen sind sinnvoll?
Wie bei den meisten Medikamenten gegen Epilepsie, wird auch bei Sultiam zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert. Bei Sultiam errechnet sich die Dosis aus dem Körpergewicht. Hierbei gelten 5-10 mg/kg Körpergewicht, verteilt auf 3 Einzelgaben, als Regel. Für einen ca. 50 kg schweren Jugendlichen wären das z.B. 250-500 mg pro Tag.
Im Einzelfall muss diese generelle Richtlinie nach Wirkung und Nebenwirkung abgewandelt werden. Prinzipiell werden alle Anti-Epilepsie-Medikamente bis zur Anfallsfreiheit aufdosiert oder bis zu einer Dosis, bei der Nebenwirkungen auftreten. Wenn dies passiert, wird die Dosis auf das zuletzt vertragene Niveau reduziert. Wenn dann noch weitere Anfälle auftreten, ist eine vollständige Wirksamkeit des Medikaments nicht gegeben, so dass ein anderes Medikament stattdessen oder zusätzlich gegeben werden kann oder muss.
Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Medikamenten gegen Epilepsie)?
In der Kombination mit Phenytoin kann der Phenytoin-Spiegel deutlich erhöht werden. Auch der Lamotrigin-Spiegel im Blut kann ansteigen. Die Intensität der Sultiam-Nebenwirkungen kann bei einer Kombination mit Primidon zunehmen. Auf Alkohol sollte während der Behandlung verzichtet werden.
Die Wirkung der Anti-Baby-Pille wird nicht beeinflusst.
Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?
Blutspiegelkontrollen sind bei Sultiam nicht notwendig.
Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?
Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch Anfälle und auch durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.
Sultiam darf nach Angaben des Herstellers in Schwangerschaft und Stillzeit nicht gegeben werden, sondern es muss auf ein anderes Medikament umgestellt werden.
Muss man sonst noch etwas beachten?
Sultiam kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies im Hinblick auf die Anfälle überhaupt erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.
Hinweis:
Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.
Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.
Fachinformationen für Ärzte finden sich unter anderem unter:
Zusätzliche Informationen bietet Patienten die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.
Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel