Alles über Zonisamid
Das Wichtigste in Kürze:
Zonisamid ist das derzeit neueste Medikament gegen Epilepsie, das in Deutschland zugelassen worden ist. In Japan und den USA gibt es jedoch schon mehrjährige Erfahrungen.
Es ist als Zusatzmedikament bei fokalen (Herd-)Epilepsien bei Erwachsenen anwendbar.
Die häufigsten Nebenwirkungen von Zonisamid sind Gewichtsverlust, psychische Veränderungen, Schläfrigkeit, Durchfälle und andere Magen-Darm-Probleme und Doppelbilder. Seltener kommt es zur Bildung von Nierensteinen und Blutbildveränderungen.
Zonisamid ist nur zur Kombination mit anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten zugelassen.
Zonisamid ist mit anderen Medikamenten gut verträglich, jedoch sollte bei gleichzeitiger Behandlung mit Topiramat auf das Risiko der Bildung von Nierensteinen geachtet werden und bei Komedikation mit Rifampicin auf eine mögliche Wirkungsabschwächung.
Zonisamid ist ein Medikament, das zweimal pro Tag gegeben werden muss.
Die Wirkung der „Pille“ wird durch Zonisamid nicht abgeschwächt.
In der Schwangerschaft ist Zonisamid aufgrund der fehlenden Daten nicht zugelassen.
Unter welchem Namen ist Zonisamid im Handel erhältlich?
Zonisamid ist als Zonegran® in Deutschland erhältlich.
Wie wirkt Zonisamid?
Der Wirkungsmechanismus von Zonisamid ist nicht vollständig geklärt. Es hat eine schwache Wirkung auf die Carboanhydrase. Es scheint auf spannungsabhängige Natrium- und Kalziumkanäle zu wirken und das Durchtreten von Blutsalzen so zu verändern. Hierdurch wird eine synchronisierte neuronale Entladung reduziert, die für epileptische Anfälle typisch ist. Zonisamid übt zusätzlich eine modulatorische Wirkung auf die GABA-vermittelte neuronale Hemmung von Entladungen aus.
Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Zonisamid behandeln?
Zonisamid ist ein Medikament, das in der Behandlung herdförmiger Epilepsien gute Erfolge zeigt. Es kann nur in Kombination mit anderen Medikamenten gegeben werden.
Für wen ist Zonisamid zugelassen?
Zonisamid ist als Zusatzmedikament für erwachsene Patienten mit fokalen und sekundär generalisierten Anfällen zugelassen. Zonisamid kann mit anderen Medikamenten gegen Epilepsie gut kombiniert werden.
Wer darf nicht mit Zonisamid behandelt werden?
Zonisamid darf bei einer Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Zonisamid oder einen der Hilfsstoffe in der Tablette nicht gegeben werden.
Wie gut wirkt Zonisamid?
In der Kombinationstherapie ist es vergleichbar mit anderen Medikamenten. In ausreichender Dosierung werden je nach Anfallsart, -häufigkeit und -schwere 40% der behandelten Patienten gebessert und ca. 7% der zuvor therapieresistenten Patienten anfallsfrei. Zonisamid gibt es nur als Tabletten, so dass eine rasche Aufdosierung als Infusion im Status epilepticus oder bei einer Anfallsserie nicht möglich ist.
Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Zonisamid?
Zonisamid ist allgemein gut verträglich.
Sehr häufige und häufige Nebenwirkungen (mehr als 1% der Patienten) sind nachfolgend aufgeführt.
Gewichtsverlust, Unruhe, Reizbarkeit, Verwirrungszustände., Depression, Gleichgewichtsstörungen, Schwindel, Gedächtnisbeeinträchtigung, Schläfrigkeit, Doppeltsehen, Überempfindlichkeit, Aufmerksamkeitsstörungen, Sprachstörungen, abnorme Schmerzen, Durchfälle, Übelkeit, Hautausschlag, Fieber.
Wie wird Zonisamid aufdosiert?
Üblicherweise beginnt man mit 50 mg/Tag für eine Woche. Danach steigert man auf 100 mg/Tag, und kann dann pro Woche um bis zu 100 mg erhöhen. Zonisamid wird jeweils in 2 Tagesdosen gegeben.
Welche Tagesdosen sind sinnvoll?
Wie bei den meisten Antikonvulsiva wird auch bei Zonisamid zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert.
Angestrebt werden 300-500 mg/Tag.
Im Einzelfall muss diese generelle Richtlinie nach Wirkung und Nebenwirkung abgewandelt werden. Prinzipiell werden alle Antikonvulsiva bis zur Anfallsfreiheit aufdosiert oder bis zu einer Dosis, bei der Nebenwirkungen auftreten. Wenn letzteres passiert, wird die Dosis auf das zuletzt vertragenen Niveau verringert. Wenn dann noch weitere Anfälle auftreten, ist eine vollständige Wirksamkeit des Medikaments nicht gegeben, so dass ein anderes Anti-Epilepsie-Mittel stattdessen oder zusätzlich gegeben werden sollte.
Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten)?
Zonisamid selber wird durch andere Medikamente kaum beeinflusst und beeinflusst diese ebenfalls nicht, soweit derzeit bekannt. Carbamazepin, Phenytoin und Phenobarbital können die Spiegel beeinflussen, dies ist aber wahrscheinlich nicht bedeutsam. Rifampicin (ein Antibiotikum, das vor allem bei der Behandlung der Tuberkulose eingesetzt wird) kann die Spiegel von Zonisamid senken. Bei gleichzeitiger Behandlung mit Topiramat muss auf die Bildung von Nierensteinen geachtet werden.
Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?
Blutspiegelbestimmungen werden bei Zonisamid nicht durchgeführt.
Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?
Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.
Zonisamid ist ein Medikament, zu dessen Risikoprofil bezüglich einer Schwangerschaft derzeit keine definitiven Aussagen gemacht werden können.
Gewöhnlich werden Medikamente über Jahre bei vielen Hundert Schwangerschaften untersucht, bevor eine Aussage getroffen werden kann.
Daher gilt, dass derzeit die Anwendung in der Schwangerschaft kontraindiziert ist und Zonisamid nur gegeben werden soll, wenn der zu erwartende Nutzen das Risiko übersteigt.
Es ist derzeit noch unklar, ob Zonisamid in die Muttermilch übergeht. Das Stillen während der Behandlung mit Zonisamid wird daher nicht empfohlen.
Muss man sonst noch etwas beachten?
Zonisamid kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.
Hinweis:
Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.
Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.
Fachinformationen für Ärzte finden sich unter anderem in der Fachinformation des Herstellers.
Zusätzliche Informationen bietet die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.