Temporallappen-Epilepsie

Temporallappen – medialer Anfallsursprung

Es handelt sich um die häufigste, in über 50 % medikamentös therapieresistente, lokalisationsbezogene Anfallsform. Eine Aura kommt bei mehr als 75 % der Patienten vor, am häufigsten in der Form eines ungerichteten Angstgefühls, einer vom Magen her aufsteigenden Übelkeit (epigastrische Aura) oder als Déjà-vu-Erlebnis. Eine Vielzahl anderer Auren wie z. B. vegetative Symptome (Blässe, Rötung, Gänsehaut), kognitive Phänomene (Zwangsgedanken, Erinnerungen oder emotionale Veränderungen wie Glücksgefühl, Wut, Depression) kommen ebenfalls vor.

Im Anfall folgen: initialer Arrest, starrer Blick, nach 10 Sekunden orale Automatismen wie z. B. Lippenlecken, Schmatzen, Grimassieren und nach ca. 20 Sekunden nestelnde Automatismen mit einer oder beiden Händen sowie häufig eine zum Anfallsursprungsareal kontralateral gelegene dystone Haltung des Armes für wenige Sekunden, vegetative Begleitzeichen wie vermehrtes Schwitzen, Tachykardien, vermehrter Speichelfluss, nach ca. 30–90 Sekunden Übergang in komplexe Automatismen wie Hantieren mit Gegenständen, Such- und Wischbewegungen, Ordnungsbewegungen. Spracharrest oder unverständliche Vokalisationen werden bei Betroffenheit der sprachdominanten Seite beobachtet, verständliche Sprache im Anfall bei Betroffenheit der nicht dominanten Hemisphäre.

Postiktal bestehen Umdämmerung und Müdigkeit für wenige Sekunden bis mehrere Stunden. Die Bewusstseinsstörung im Anfall und die Amnesie für das Ereignis sind zumeist vollständig, können jedoch bei einer Anfallsausbreitung in nur einem Temporallappen, insbesondere auf der nicht sprachdominanten Seite, unvollständig sein. Die Anfallsfrequenz liegt häufig zwischen 5 und 15 Anfällen/Monat. Interiktal bestehen häufig Gedächtnisstörungen in Form von Wortfindungsstörungen (links-temporal) oder visuell-räumlichen Gedächtnisdefiziten (rechts-temporal) sowie Depressionen.

Temporallappen – lateraler (neokortikaler) Anfallsursprung

Diese Anfälle können zumeist nur durch die Aura in Form komplexer visueller Halluzinationen, komplexer oder einfacher akustischer Halluzinationen, Schwindelsensationen sowie Spracharrest oder dysphasischen Elementen (bei Betroffenheit der sprachdominanten Hemisphäre) von Anfällen temporo-medialen Ursprungs unterschieden werden. Sie gehen zu mehr als 90 % im Anfallsverlauf in Anfälle der oben erwähnten temporo-medialen Semiologie über.