Prognose
Eine Beurteilung des Spontanverlaufs ist nach der Einführung von Brom 1857 als dem ersten wirksamen Antikonvulsivum nur sehr begrenzt möglich. Nach einem ersten epileptischen Anfall bekommt mindestens ein Drittel der Patienten weitere Anfälle innerhalb der nächsten 3 Jahre. Nach 2 Anfällen steigt das Rezidivrisiko innerhalb der nächsten 3 Jahre auf etwa 50 %. Die Prognose hängt entscheidend von der Kausalität und der Zuordnung zu einem spezifischen epileptischen Syndrom ab. Weitere Faktoren sind die familiäre Prädisposition, die initiale Anfallsfrequenz sowie Ätiologie, Ausmaß und Multifokalität einer kortikalen Hirnschädigung.
Syndrombezogene Prognose
Epilepsiesyndrome mit günstiger Prognose sind: | Epilepsiesyndrome mit schlechter Prognose sind: |
idiopathisch-fokale Epilepsien (z. B. Rolando-Epilepsie) | West-Syndrom |
idiopathisch-generalisierte Epilepsien (z. B. Absence-Epilepsie oder juvenile myoklonische Epilepsie) | große oder multifokale kortikale Dysplasien |
Temporallappen-Epilepsie mit hippocampaler Sklerose | |
Lennox-Gastaut-Syndrom | |
tuberöse Hirnsklerose | |
Sturge-Weber-Syndrom | |
Epilepsia partialis continua /Rasmussen-Encefalitis |
Idiopathisch generalisierte Epilepsien zählen zu den gut behandelbaren Epilepsien. Die dauerhafte, antikonvulsive Behandlung führt bei idiopathisch generalisierten Epilepsien in mehr als 70 % der Fälle zur Anfallsfreiheit. Idiopathisch-fokale Epilepsien zeigen eine günstige Spontanprognose mit häufigem Sistieren der Anfälle während oder nach der Pubertät. Eine dauerhafte Anfallsfreiheit lässt sich mit antikonvulsiver Behandlung bei 50–60 % der Patienten mit Epilepsie fokalen Ursprungs erreichen.