Nebenwirkungen der wichtigsten Antikonvulsiva
Den folgenden Tabellen können Sie eine Übersicht der Nebenwirkungen der wichtigsten Antikonvulsiva entnehmen.
Nebenwirkungen
Substanz | Häufig | Selten |
Benzodiazepine | Toleranzentwicklung, Abususpotential | Sedation |
Carbamazepin | allergisches Exanthem, Hyponatriämie, Leukopenie, Thrombozytopenie, depressive Verstimmung, Akne, Sehstörungen, Nystagmus, Ataxie, Schwindel | Kopfschmerzen, Obstipation, Haarausfall, Lymphadenopathie, Osteopathie, Immunglobulinmangel, Lyell-Syndrom, Lupus erythematodes, Reizleitungs- und Herzrhythmusstörungen, Teratogenität |
Ethosuximid | gastrointestinale Beschwerden | Aktivierung bekannter Psychosen, kognitive Beeinträchtigung, Depression, Kopfschmerzen, Lupus erythematodes, Stevens-Johnson-Syndrom |
Gabapentin | Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Benommenheit, Schwindel | Ataxie, gastrointestinale Störungen, Diplopie, Tremor |
Lamotrigin | allergisches Exanthem | Schwindel, Insomnie, Tremor, Ataxie, Kopfschmerzen, Lyell-Syndrom oder Stevens-Johnson-Syndrom |
Levetiracetam | Schwächegefühl | Benommenheit, Schwindel |
Oxcarbazepin | ähnlich Carbamazepin, nur seltener, Hyponatriämie | ähnlich Carbamazepin, |
Phenobarbital | Müdigkeit, Sedierung, Depression, Wesensänderung mit Agitiertheit, psychomotorische Verlangsamung oder Irritabilität oder aggressive Wesensänderung, Obstipation, Allergie | Fibrosen z.B. Schultersteife oder Palmarfibrose, Akne, Osteopathie, Lyell-Syndrom oder Stevens-Johnson Syndrom, megaloblastäre Anämie |
Phenytoin | allergisches Exanthem, Gingivahyperplasie, Virilisierung mit Hirsutismus, Kleinhirnatrophie, Akne; hohe Dosen: Ataxie, Tremor, Nystagmus, Benommenheit | Lymphadenopathie, Osteopathie, Vergröberung der Gesichtszüge, Kopfschmerzen, Störungen der Hämatopoese |
Pregabalin | Benommenheit, Schläfrigkeit, Konzentrationsstörungen, Schwindel, verschwommenes Sehen | Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Verringerung des sexuellen Interesses, Zittern, Sprechstörungen, Verdauungsstörungen, Ödeme |
Primidon | wie Phenobarbital | wie Phenobarbital |
Tiagabin | Müdigkeit, Schwindel, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Nervosität | Tremor, Induktion non-konvulsiver Staten |
Topiramat | Müdigkeit, Parästhesien, Gewichtsabnahme, Schwindel | kognitive Beeinträchtigung, Nierensteinbildung (<1,5%) |
Valproinsäure | gastrointestinale Unverträglichkeit, reversibler Haarausfall, kontinuierliche Gewichtszunahme, Tremor, polyzystische Ovarien | Gerinnungsstörungen, Pankreatitis; im Kindesalter: Leberzerfallskoma mit letalem Ausgang, Teratogenität |
Zonisamid | Gewichtsverlust, Ataxie, Schwindel, Schläfrigkeit, Durchfälle, Magen-Darm-Probleme, Aufmerksamkeitsstörungen | Nierensteine, Blutbildveränderungen, metabolische Azidose, Pankreatitis, psychiatrische Störungen |
Dosisabhängige Nebenwirkungen
Bei allen Antikonvulsiva kann es im subtoxischen Bereich und zum Teil bei rascher Aufdosierung zu dosisabhängigen Nebenwirkungen kommen. Diese lassen sich zumeist schon durch geringfügige Dosisreduktion wieder beheben. Im Einzelnen handelt es sich hierbei um: Benommenheit, Müdigkeit, Beeinträchtigung der kognitiven Leistungsfähigkeit, psychomotorische Verlangsamung, Nervosität, Schwindelsensationen, Visusbeeinträchtigung, Doppelbilder, Gangunsicherheit, Übelkeit bis hin zum Erbrechen, Nystagmus, leichte ataktische Störungen, depressive Verstimmtheit und zum Teil Tremor. Beim Ausdosieren eines Medikamentes soll deshalb schrittweise erhöht werden, bis entweder die Anfälle sistieren oder die ersten der eben genannten Symptome in diskreter Form erscheinen. Der letzte Erhöhungsschritt kann dann wieder rückgängig gemacht werden, so dass das höchste, nebenwirkungsfrei tolerierte Medikamentniveau erreicht und dann gehalten wird. Insbesondere bei Ersteinstellungen gilt deshalb die Faustregel „go low and slow“. Dies geschieht letztlich auch, um das Vertrauen des Patienten in die verabreichte Medikation nicht zu gefährden.